vor- und nachtrag: „malerschule auf den barrikaden“
25. Januar
ab 20:00 uhr
die „düsseldorfer malerschule“ ist ein kind der revolution – nicht der von 1848, sondern der julirevolution von 1830. diese these wird thomas giese am mittwoch im kultursalon „damenundherren e.v“ vertreten. die gleichsetzung von „düsseldorfer malerschule“ und „königlich-preußischer kunstakademie“ (1819-1918), wie sie die „weltklasse“-kuratorin dr. bettina baumgärtel praktiziert, bezeichnet er als geradezu skandalös. die düsseldorfer „weltklasse“-schau war am sonntag zu ende gegangen. zu den gesellschaftlichen hintergründen der entstehung der „düsseldorfer malerschule“ erläutert thomas giese: „während der julirevolution 1830 war die aufstandsbewegung aus frankreich auch in einige ortschaften des rheinlands hinübergeschwappt – vor allem brachte sie aber frischen wind in die köpfe. die menschen wollten nun selbst denken, fühlen, handeln. auch in der kunst. die konflikte mit der königlich-preußischen akademieleitung spitzten sich zu. wie joseph beuys vor 40 jahren legten sich künstler und kunststudenten im vormärz mit den akademischen autoritäten an.“ namhafte künstler wie carl friedrich lessing und andreas achenbach – sie zählen heute zu den hauptvertretern der „düsseldorfer malerschule“ – distanzierten sich immer mehr von der akademie und betrieben ab mitte der 40-er jahre eigene ateliers in der stadt, wo sie künstler und kunststudenten aus aller welt empfingen. während der 1848-er revolution arbeiteten viele der maler am projekt der gründung einer rheinisch-westfälischen akademie. sie wollten dem verkrusteten königlich-preußischen lehrbetrieb eine selbstbestimmte ausbildung entgegensetzen. maler mischten sich auch aktiv in die sozialen kämpfe ein. ein aus polen stammender kunststudent wurde mai 1849 von preußischem militär auf den barrikaden erschossen. nach dem scheitern der revolution, als über eine halbe million deutsche in die usa auswanderten, ging auch die kunst ins exil. wichtige werke der düsseldorfer malerschule waren seitdem in der „düsseldorf gallery“ in new york zu sehen – so auch wilhelm hübners gemälde „die schlesischen weber“, das laut friedrich engels „wirksamer für den sozialismus agitiert hat als 100 flugschriften.“ die american art union kaufte 1851 emanuel leutzes „washington crossing the delaware“ an; es hängt heute im new yorker metropolitan museum. johann peter hasenclevers „ein magistrat aus dem jahre 1848“ war erst 1976 aus dem new yorker exil zurück gekehrt. das bild zeigt eine gruppe erwerbsloser, die mutig in eine stadtratssitzung eindringen um ihrer forderung nach arbeit nachdruck zu verleihen. seit der renaissance werden malerschulen zumeist nach einem künstler oder einer künstlerin benannt (so zum beispiel die „becherschule“ nach den fotografen bernd und hilla becher). das besondere an der düsseldorfer malerschule war, dass hier eine gruppe unterschiedlichster künstlerpersönlichkeiten sich nicht nach einem „meister“ benennen oder gar diesem unterordnen wollten. diese „schule“ wurde schlicht nach dem ort benannt. thomas giese hat an der düsseldorfer akademie kunst und kunstgeschichte studiert. |