unerHÖRT! seriös – der hörspielabend im damenundherren

16. Dezember
ab 20:00 uhr

winterzeit ist hörspielzeit. bringt die häkelsachen mit und lümmelt euch im mollig warmen damenundherren auf den sofas. heute gibt’s paul plamper und christoph schlingensief zu hören. licht aus – play!

paul plamper – ruhe 1 (2008)
2008 entwickelte paul plamper für das museum ludwig und den WDR ein hörspiel im raum. ein „audio-lokal“ in einem saal mit leeren tischen und stühlen. aus lautsprechern tönt die geräuschkulisse eines voll besetzten cafés. der besucher kann sich einen weg durch die tische suchen, platz nehmen und die einzelnen unterhaltungen belauschen.

plötzlich durchschneidet ein ereignis die szene. ein vorfall draußen auf der straße lässt die gespräche an den tischen verebben. ein mann und eine frau streiten sich. beide krachen gegen die fensterscheibe des cafés. der streit eskaliert. man müsste einschreiten, helfen. ein moment von ruhe entsteht im raum. ruhe, in der beides möglich ist: einmischung oder distanz.

RUHE 1 untersucht eine plötzlich entstandene ruhe als politikum. das hörspiel seziert das komplexe verhalten einer gruppe durch konsequente auffächerung in die verschiedenen perspektiven und haltungen – die einzelnen bequemlichkeiten, ängste, selbstsüchte, unaufmerksamkeiten und mutanflüge. aus dem scheinbaren nebeneinander alltäglicher cafégespräche wird in diesem multidimensionalen hörspiel eine gemeinschaft, die eine entscheidung trifft.

ausgangspunkt für die radioversion von RUHE 1 ist die räumliche anordnung der tische im museum ludwig. Sie wurde in eine dramatische form übersetzt, die den raum und die gleichzeitigkeit seiner tischgespräche durch zurückspulen und repetition erzählt. der hörer erlebt den vorfall nacheinander aus 11 verschiedenen blickwinkeln.

christoph schlingensief – rocky dutschke ’68 (1997)
hier stürzen nicht nur dutschke und seine klassenkameraden vom sockel, dieses hörspiel ist ein generalangriff auf die generation der 1968er. es zertrümmert bilder und formeln einer überständigen epoche. „live geschaltet aus drei studios“ hören wir zwölf redakteure, ausgewählt in einem preisausschreiben: wolf biermann, margret kleinert, die redakteurin für „gedenken ohne schmerzen“, schließlich sogar heiner müller. „das Essen kommt von der pizzeria antonia.“ man spricht über hobbys, arbeit ­und rudi dutschke. der geht in diesem hörspiel nochmal auf die große reise nach west-berlin; er stürmt die kaufhäuser und verfängt sich in den ideologischen schlingen des kapitalismus. währenddessen lassen es sich die zwölf redakteure im studio gut gehen, wolf biermann steppt, und heiner müller offenbart im interview details über lustgewinn und sein „inneres säuern“. am ende liegt margret kleinert tot in studio 3. es riecht nach gas.