spot: traum und realität (1/3) „letztes jahr in marienbad“

7. November
ab 20:00 uhr

in einem prunkvollen barockschloß begegnet ein mann einer frau und erzählt ihr, sie hätten vor einem jahr eine affäre miteinander gehabt und diese zusammenkunft verabredet, um gemeinsam ein neues leben zu beginnen. obwohl die frau, die sich in begleitung eines anderen mannes befindet, sich ernsthaft bemüht, kann sie sich an das angebliche liebesverhältnis und das versprechen nicht erinnern. das hindert sie jedoch nicht daran, den schauplatz zusammen mit dem geheimnisvollen fremden zu verlassen.

alain resnais’ zweiter spielfilm kann als vervollkommnung der modernen und romantischen einflüsse verstanden werden, die das kino der nouvelle vague prägten.

letztes jahr in marienbad (l’année dernière à marienbad, 1961) ist erneut das ergebnis einer – stark mediatisierten – zusammenarbeit mit einem schriftsteller des nouveau roman: alain robbe-grillet, der das drehbuch schrieb, setzte diese kinoerfahrung wie auch marguerite duras mit eigenen regiearbeiten fort. marienbad wurde auf den filmfestspielen in cannes abgelehnt, weil alain resnais das manifest 121 von jean-paul sartre zur befreiung algeriens mit unterzeichnet hatte. in venedig erhielt der film 1961 den goldenen löwen und avancierte schnell zum kultfilm der intellektuellen szene frankreichs.

eine allegorie auf den tod, der in gestalt von x die frau mitnehmen will, eine variation des mythos von orpheus und eurydike, die wahnvorstellungen einer an amnesie leidenden patientin in einer psychiatrie oder auch das traumata einer inzestuösen vergewaltigung der jungen frau – die unterschiedlichen interpretationen des films bleiben letztlich ein spiel ohne grenzen, das der fantasie des zuschauers überlassen bleibt und mit dem film nie abschießend zur deckung gelangt.

fr/i, 1961, 94 min.
r: alain resnais, d: alain robbe-grillet
mit : delphine seyrig, giorgio albertazzi,sacha pitoëff

filmbeginn: 20.30 uhr.

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